Im April 2019 erhielt Reinhart Mlineritsch von der Stadt Salzburg den Auftrag, eine Fotodokumentation über die Quartiere Nonntal und Kaiviertel zu erstellen. “Er unternahm Spaziergänge durch das Kaiviertel, vorerst ohne Kamera, um die für ihn wesentlichen Besonderheiten dieses Stadtviertels zu erfahren. Bald schon war er beeindruckt von der Lebendigkeit des Viertels und der großen Anzahl von Geschäften und Lokalen, die vor allem von Salzburgern frequentiert wurden.“ Der fotografische Ansatz war gefunden, es sollten vor allem die arbeitenden Menschen in ihrem Umfeld portraitiert werden.
Reinhart Mlineritsch’s Interesse gilt stets dem Konkreten. Lange Zeit war er ein Vertreter der reinen S/W Fotografie und untersuchte mit einer Linhof Großbildkamera Strukturen in der Natur oder vom Menschen hinterlassene Spuren, Dingliches im weitesten Sinne. Er ist ein scharfer Beobachter der ihn umgebenden Welt und versteht es besondere Lichtsituationen rasch in Bilder einfließen zu lassen. Die Lichtmodulation und die Ausgewogenheit der Bildkomposition macht auch die Magie seiner Arbeiten aus. Seit 2012 widmet er sich auch der Farbfotografie. Zuerst nur gelegentlich, seit 2016 vermehrt.
Bei den Streifzügen durch die Stadtteile Kaiviertel und Nonntal waren ihm die Orte und auch die Menschen, die dort leben und arbeiten gleich wichtig. So entschied er sich Bildpaare zu entwickeln, die die Menschen eng mit den Orten verzahnen, sie nahezu untrennbar miteinander zu verbinden. Auf diese Weise arbeitet er das besondere dieser Viertel heraus. Es ist nicht allein die besondere Topografie der Stadt oder ihre vielgerühmte „Schönheit“, sondern es sind konkrete Menschen, die hier arbeiteten und leben und dadurch die Stadt entstehen lassen. Die Einblicke in die Quartiere zeigen die Orte wie sie sind, mit Werbebotschaften, parkenden Autos, Blicke in verträumte Gässchen und touristisch frequentierte Plätze. Die Bilder der Menschen zeichnen sich durch einen offenen und direkten Zugang zu den unterschiedlichen Persönlichkeiten aus, immer im Hinblick auf ihr konkretes Tun, herzlich unverstellt. Es entsteht eine Erkundungstour mit Pausen, die die Betrachter*innen einlädt länger in diesen Quartieren zu verweilen. (Mag. Gabriele Wagner, April 2022).