Die Fotos von Reinhart Mlineritsch erzählen Geschichten. Sie sind Momentaufnahmen, die Rätsel aufgeben. Es gibt ein Vorher, das die Welt in diesen Zustand versetzt hat, und es kommt eine Zeit, die sie aus dieser erstarrten Gegenwart wieder hinausführt. Eine unheimliche Ruhe liegt über den Bildern, eine Ruhe, die nichts Gutes verheißt. Der Zwischenzustand, in dem sich die Welt noch nicht in einer stabilen Dauerhaftigkeit eingerichtet hat, ist die eigentliche Mlineritsch-Wirklichkeit. Dazu gehört, dass er uns seine Realität schwarz-weiß zeigt. Damit rückt sie etwas weiter weg von uns, wird seltsam fremd. Die Kontraste treten stärker zutage, das Licht und die Finsternis führen einen beständigen Kampf. Dieser Konflikt ist nur ein erster Hinweis auf das, was sich sonst an Dramen abspielt. Ein Puppenwagen steht auf einer nächtlichen Straße, eine Wolldecke hängt heraus, kein Mensch weit und breit, nirgends ein Auto. Ein Verkehrsschild zeigt einen Mann, der ein Kind an der Hand führt, ein Allerweltsschild eigentlich. Jetzt aber bekommt es eine unangenehme Bedeutung. Was ist geschehen, wie kommt der Puppenwagen in diese Gegend, wo er ganz und gar nicht hinpasst? Mlineritsch kommentiert seine Bilder nicht. „Salzburg, 1993″ ist der einzige Hinweis zur Klärung des Sachverhalts. Etwas ist geschehen, etwas folgt daraus. Diese Fotos sind Dokumente einer eingefrorenen Zeit. Sie sind kühl und abweisend, bannen aber den Blick. Mit diesen Bildern im Kopf geht man in Zukunft etwas vorsichtiger vors Haus. (ath, Salzburger Nachrichten, 29.September 2007).