Kürzlich erschien in der Edition Fotohof der Bildband „Wie ein Fremder“ des Photokünstlers Reinhart Mlineritsch. Die Bildserien mit eigenwilliger Sicht auf Natur und Menschenwerk sind bis Ende Mai im Salzburg Airport ausgestellt. Die im 1. Stock des Flughafengebäudes eingerichtete Galerie bietet in der Achse vom Tower zum Gipfel des Untersberges an sich schon ein Beispiel für die Konfrontation des modernen Lebens mit den Urkräften, die unseren Planeten gestaltet haben. Reinhart Mlineritsch zielt in die gleiche Richtung. „Last Chance“ im amerikanischen Mittelwesten weist auf das Stadium hin, dass ein ödes, für industrielle Zwecke genütztes Gelände von der Natur vereinnahmt wird. Ein Silo und Holzhäuser spielen kaum eine Rolle; karge Vegetation und ein trüber Himmel beherrschen das Bild. In der Serie „Bodenschätze“ wird der Gedankengang über Natur und menschlichen Eingriff erweitert. Winzig nehmen sich eine Förderanlage und Traktoren in den Wellen des sandigen Bodens aus. Ein Tunnel und Stahlkonstruktionen im Schacht erscheinen gering gegenüber dem gewaltigen Gestein im Berg. Ganz aus der Nähe betrachtet Reinhart Mlineritsch „Pflanzen“, die Struktur von Blüten und Blättern. Er dringt durch dichtes Gestrüpp und entdeckt in Wiese und Wald wunderbare Ornamente. Die Störung durch „Plastik“ und anderen Abfall gehört zu den mit der Kamera unerbittlich anvisierten Konfliktstoffen. Den Begriff „Versunken“ deutet Mlineritsch in der Spiegelung im Wasser, mit im Schnee versinkendem Wald. Zu den Schwarz-Weiß-Aufnahmen ohne Titel ist nur der Ort des Motivs angegeben. Frei bleibt die Assoziation zur eigenen Erfahrung, der Spielraum, in veränderter Sichtweise über ein anderes Weltbild nachzudenken. (Salzburger Volksblatt, 10.4.2000).